Hundeschule

Hochsauerland

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Leinenführigkeit – einfach, aber nicht leicht

  

Es ist immer ein schönes Bild und sieht ganz leicht und selbstverständlich aus, wenn ein Mensch mit einem richtig gut leinenführigen Hund die Straße entlanggeht. Was für ein Unterschied zu einem Mensch-Hund-Paar, bei dem diese Selbstverständlichkeit fehlt: Zweibeiner und Vierbeiner zerren aneinander, von Harmonie keine Spur. Warum scheitern so viele Mensch-Hund-Teams an einer so simpel erscheinenden Aufgabe?

 

In Wirklichkeit ist Leinenführigkeit gar nicht so simpel, sondern eine höchst komplexe und etwas widersprüchliche Aufgabe. Um die Leine stets locker zu halten, muss der Hund einerseits darauf achten, dass er den Radius, den die Leine vorgibt, nicht verlässt. An der kurzen Leine bedeutet dies de facto, sich dem Tempo des Menschen dauernd anzupassen. Und sollte die Leine sich ausnahmsweise doch einmal straffen, möchte man, dass der Hund sich nicht gegen den Zug stemmt, sondern sofort nachgibt. Ansonsten kann der Hund aber im Prinzip machen, was er will – in der Gegend herumgucken, mal kurz schnuppern, gelegentlich die Seite wechseln usw. Und das ist auch der Knackpunkt: Bei der Leinenführigkeit ist die Definition dessen, was der Hund tun soll, relativ schwammig. Bei der so ähnlich aussehenden „Fuß“-Übung gibt man dem Hund dagegen normalerweise genau vor, worauf er sich konzentrieren soll (z. B. auf die Hand oder das Gesicht seines Menschen) und wo er sich genau in Position zu diesem aufhalten soll (z. B. eng am Bein und mit der Schulter auf Höhe der Hosennaht des Menschen). Das ist für viele Hunde einfacher. Aber da der Hund nicht gut den ganzen Spaziergang lang „Bei Fuß“ gehen kann – dies überfordert ihn in seiner Konzentrationsfähigkeit und lässt ihm keinen Spielraum für seine hundlichen Bedürfnisse –, ist die Leinenführigkeit im Grunde wichtiger.

Dazu kommen noch einige andere Schwierigkeiten: Da die meisten Hunde sich von Natur aus im Durchschnitt doppelt so schnell fortbewegen wie Menschen, ist es für sie eine Zumutung, sich längere Zeit dem „Schneckentempo“ des Menschen anpassen zu müssen.

Das An-der-Leine-Gehen ist zudem eine ununterbrochene Übung in Impulskontrolle. Der Hund muss sich die ganze Zeit zusammenreißen und auf vieles verzichten, was einen Spaziergang für ihn lohnend macht: Längere Zeit etwas beschnuppern oder beobachten, spontan zu etwas hinlaufen, vom Weg abweichen und vieles mehr ist nicht oder nur eingeschränkt möglich. Gerade bei jungen Hunden ist die Fähigkeit, sich längere Zeit zu konzentrieren und Impulskontrolle aufzubringen, oft noch begrenzt. Verlangt man von ihnen zu viel Gehen an kurzer Leine, reagieren sie ähnlich wie ein quengeliges Kleinkind. Manche Hunde fangen sogar aus Stress oder Frust an, in die Leine oder die Ärmel ihres Besitzers zu beißen.

Leinenführigkeit braucht man außerdem im Alltag von Anfang an, sodass es schwer bis unmöglich ist, den Schwierigkeitsgrad allmählich zu erhöhen. Meist muss schon der Welpe ganz ohne Lehrzeit vom ersten Tag an viel an der Leine gehen.

Schließlich muss nicht nur der Hund, sondern auch der Mensch viel Selbstdisziplin aufbringen. Vielleicht noch auf Monate hinaus ist ausnahmslos jedes Mal, wenn der Welpe oder junge Hund an der Leine ist, Trainingsstunde. Dabei hat man es im Alltag oft eilig und ist ungeduldig. So fällt es uns Menschen schwer, immer konsequent zu sein.